Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)

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Hyperthyreose-Schilddrüsenüberfunktion

Unter Hyperthyreose versteht man in der Medizin die erhöhte Funktion (Überfunktion) der Schilddrüse. Die Schilddrüsenüberfunktion lässt sich nach entsprechend unterschiedlichen Faktoren unterteilen. Zu den typischen Symptomen zählen eine erhöhte Unruhe bis hin zur Hyperaktivität und ein erhöhter Stoffwechsel.

Die Unterteilung der Hyperthyreose kann unter verschiedenen Gesichtspunkten gesehen werden. So sind unter anderem

  • Lokalisation der auftretenden Störungen
  • Ätiologie (Ursachen)
  • Symptomatik

entsprechende Unterteilungskriterien.

 

Pathogenese

Die Pathogenese der Schilddrüsenüberfunktion kann unterschiedlich sein. So kommt es unter anderem darauf an, ob eine primäre oder eine sekundäre Hyperthyreose vorliegt. Entsprechend der eigentlichen Funktion der Schilddrüse, nämlich Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) zu produzieren, kommt es bei der Hyperthyreose zu einer Überfunktion und so zu einem Überangebot dieser beiden Schilddrüsenhormone. Das Zusammenspiel der verschiedenen Organstrukturen und Hormone wird weiters immer als sogenannter thyreotroper Regelkreis bezeichnet.

Um die Pathogenese besser verstehen zu können, bedarf es dem Wissen über die Funktion der Schilddrüse und des thyreotropen Regelkreises. Vom Hypothalamus, einer tiefen Hirnregion, wird das Releasinghormon (Freisetzungshormon) TRH gebildet. TRH bedeutet Thyreotropin-Releasing-Hormon. Durch körpereigene Prozesse wird durch die Freisetzung dieses Hormons in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) das Hormon TSH (Thyroidea-Stimulierendes-Hormon) oder auch Thyreotropin genannt, freigesetzt. Dieses Hormon wiederum sorgt für die Anregung der Schilddrüse zur Produktion des T3 und T4 Hormons.

Die pathologische Funktion der Schilddrüse kann also viele verschiedene Gründe haben, die durch aufwendige medizinische Diagnostik erkannt werden müssen.

Bei den Ursachen der Hyperthyreose kommt es ganz auf das betrachtete Organsystem an, von dem die Entwicklung einer Schilddrüsenüberfunktion ausgeht. Um die Übersicht der Ursachen entsprechend zu vereinfachen, werden die Arten der Schilddrüsenüberfunktion nach verschiedenen Gesichtspunkten eingeteilt.

 

Einteilung nach Lokalisation der Störung

Hier wird generell zwischen einer primären und einer sekundären Hyperthyreose unterschieden, wobei die primäre Hyperthyreose als „echte Hyperthyreose“ bezeichnet wird. Diese Bezeichnung kommt dadurch zustande, dass bei der primären Hyperthyreose die Störung von der Schilddrüse selbst ausgeht. Gründe für die primäre Hyperthyreose können unter anderem Autonomien der Schilddrüse sein. Das sind Gewebebereiche, die ohne Beachtung der regulierenden Hormone Schilddrüsenhormone produzieren. Des Weiteren kommt ein Morbus Basedow als Auslöser in Betracht. Beim Morbus Basedow kommt es zu einer Autoimmunreaktion des Körpers, wobei Antikörper TSH-Rezeptoren (TRAK = TSH-Rezeptor-Antikörper) besetzen und so eine erhöhte TSH-Produktion simulieren.

 

Einteilung nach Symptomen

Hier wird zwischen der klinischen und der subklinischen Hyperthyreose unterschieden. Der Unterschied besteht darin, dass bei der klinischen Schilddrüsenüberfunktion Symptome bestehen, bei der subklinischen Hyperthyreose jedoch nicht.

 

Einteilung nach Ätiologie

Die Einteilung nach der Ursache bezieht sich vor allem darauf, ob die Schilddrüsenüberfunktion vom Körper selbst ausgelöst wurde oder nicht. Dabei ist die durch Medikamente induzierte Hyperthyreose von der paraneoplastischen Hyperthyreose zu unterschieden. Die medikamenteninduzierte Hyperthyreose wird auch als Amiodaron-induzierte-Hyperthyreose bezeichnet. Bei dieser Art der Hyperthyreose kommt es durch die Einnahme eines Antiarrhythmikums namens Amiodaron zu einer verstärkten Aufnahme von Jod, da dieser Stoff zu großen Teilen im Medikament selbst enthalten ist. In einigen Fällen zeigt sich der gegenteilige Effekt mit Entstehung einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). Bei Erwachsenen sollte ohne Rücksprache mit einem Mediziner eine Tagesdosis von 1.000 µg (1 mg) an Jod nicht überschritten werden, da sich sonst zu viel T3 beziehungsweise T4 bilden kann.

Von allen bekannten Pathogenesen bleibt eine der häufigsten Ursachen für das Auftreten einer Hyperthyreose der Morbus Basedow.

Zur Diagnosesicherung der Hyperthyreose können verschiedenste medizinische Verfahren zur Anwendung kommen. Eines der einfachsten, aber nicht sehr aussagekräftige Untersuchungsverfahren, ist die Auskultation der Schilddrüse mittels Stethoskop. Dabei kann vom Arzt bei Überfunktion ein „Schwirren“ über der Schilddrüse festgestellt werden.

Neben diesem Verfahren ist die laborchemische Diagnostik eines der besten Verfahren, um eine Hyperthyreose sicher feststellen zu können. Bei der laborchemischen Untersuchung wird auf die Parameter TSH, fT3 und fT4 geachtet. Generell zeigt sich bei der Hyperthyreose ein laborchemisches Bild von einer erniedrigten TSH-Produktion und einer erhöhten Produktion von freiem T3 und freiem T4. Zu beachten ist jedoch bei der Betrachtung der Laborwerte, dass unterschiedliche Pathogenesen der Hyperthyreose unterschiedliche Laborparameter-Konstellationen zur Folge haben können.

Eine weitere wichtige Säule der Diagnostik der Hyperthyreose ist die Bildgebung. Hier kann mittels Ultraschall (Sonografie) oder Szintigraphie (einer nuklearmedizinischen bildgebenden Diagnosemethode) eine Pathologie der Schilddrüse festgestellt werden.

Ebenso ist eine genaue Anamnese, also eine Erhebung der Krankengeschichte, sowie eine strukturierte Beurteilung der Symptome maßgeblich für eine sichere Diagnosestellung.

 

Differenzialdiagnose

Durch die vom Hormonüberschuss ausgelösten breit gefächerten Symptome, bedarf es oft verschiedenster Diagnoseverfahren, um den Ausschluss von anderen Erkrankungen zu ermöglichen. Dabei sind vor allem Erkrankungen wie subakute Thyreoiditis, sowie ein Karzinom der Schilddrüse mit ähnlichen Symptomen verbunden.

Die Symptome der Hyperthyreose zeichnen sich durch deutliche Hyperaktivität aus, sowie durch Schlafstörungen und starkes Schwitzen. Auch eine arterielle Hypertonie und das Auftreten von Arrhythmien sind nicht selten. Ebenso charakteristisch ist der starke Gewichtsverlust trotz des ständigen Appetits, der sich dadurch erklären lässt, dass die Stoffwechselaktivität bei einer Hyperthyreose deutlich erhöht ist. Ebenso sind Symptome wie ein sehr feiner Tremor (Zittern), sowie Durchfall und bei Frauen auch Störungen des Menstruationszyklus möglich.

Die Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion kann auf verschiedene Arten erfolgen, ebenfalls ist jedoch eine Kombination aus verschiedenen Therapieansätzen denkbar.

 

Operative Behandlung

Bei der operativen Herangehensweise werden, nach erfolgreicher medikamentöser Therapie zur Normalisierung des Hormonstatus, Bereiche der Schilddrüse entfernt. Diese Anwendung findet vor allem beim Vorliegen eines Schilddrüsenkarzinoms, sowie auch bei einer gutartigen Vergrößerung der Schilddrüse Anwendung. Um ein Rezidiv (also einen Rückfall) zu vermeiden, wird eine begleitende Therapie mit Jod ( eine sogenannte Suppressionstherapie) eingeleitet. Sollte eine komplette Entfernung der Schilddrüse notwendig sein, so ist ein Substitutionstherapie (also eine Hormonersatztherapie) indiziert.

 

Radiojodtherapie

Bei diesem nuklearmedizinischen Therapieverfahren kommt es zu einer Einführung von radioaktiven Isotopen, die sich in der Schilddrüse ablagern und bösartige Neubildungen des Gewebes zerstören.

 

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie ist die verbreitetste Methode zur Behandlung der Hyperthyreose. Hierbei werden Thyreostatika verabreicht, die zum Ziel haben, eine Überschüssige Hormonproduktion entsprechend zu verhindern.

Alternative Therapie

Bei der Schilddrüsenüberfunktion können verschiedenste alternative Therapien eine Symptomlinderung verschaffen. So sollte beispielsweise auf die Ernährung geachtet werden und vor allem auf Reizmittel wie beispielsweise Kaffee, Süßigkeiten und Alkohol sowie Nikotin verzichtet werden.

Aus der Naturheilkunde berichten immer wieder Experten über die hilfreiche Wirkung von Herzgespannkraut und auch Wolfstrappkraut. Auch Lavendel, Schachtelhalm und Zitronenmelisse sollen gegen Hyperthyreose helfen.

Aus der Homöopathie kommen auch einige Mittel für die unterstützende Therapie der Schilddrüsenüberfunktion in Frage. Hier unter anderem Aurum jodatum und Calcium jodatum in der homöopathischen Potenz D12.

In verschiedenen Untersuchung konnten niedrige Vitamin D und Vitamin B12 (Cobalamin) Werte bei Hyperthyreose-Patienten gefunden werden. Es wird darüber diskutiert, ob die Mängel ursächlich oder Folge des beschleunigten Stoffwechsels sind. Eins Substitution erscheint jedoch sinnvoll, um vorhandene Mängel auszugleichen. Da Vitamin D immunregulierend wirkt, ist eine Optimierung des Vitamin D-Spiegels insbesondere bei der autoimmunen Hyperthyreose (Morbus Basedow) empfehlenswert.

Einige Forscher sind sogar der Ansicht, dass ein Jodmangel ursächlich für eine Schilddrüsenüberfunktion sein kann. Dies erscheint zunächst befremdlich, da eine zu hohe Jodzufuhr eine Überfunktion der Schilddrüse auslösen kann. Der amerikanische Alternativmediziner Dr. David Brownstein berichtet jedoch über Jodmängel bei Patienten mit Morbus Basedow (Quelle: Brownstein: Iodine – why you need it, why you can´t live without it. 4th edition, Medical Alternatives Press, 2009). Von einer Selbstbehandlung mit Jod bei Hyperthyreose und M. Basedow ist jedoch abzuraten. Bitte lassen Sie sich hierbei von einem erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker beraten.

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