Vegetarische Kost — Für Genießer und Gesundheitsbewusste

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Eine sehr ursprüngliche Lebens- und Ernährungsweise beschreibt der sogenannte Vegetarismus. Facettenreich und doch in einem entscheidenden Punkt übereinstimmend, verlangt dieser von seinen Anhängern den Verzicht auf Fleisch von zuvor getöteten Tieren. Im Rahmen der vegetarischen Kost erlaubt hingegen — jedenfalls in einigen Mischformen — sind Lebensmittel, welche von lebenden (Nutz-) Tieren stammen, wie zum Beispiel Eier, Milch und Honig.


Essgewohnheit oder Lebensanschauung

Artgerechte Tierhaltung und Fütterung sind für „echte“ Vegetarier ein wichtiges Kriterium bzw. eine Verzehrvoraussetzung. Denn eines dürfen wir bei der ausführlichen, authentischen Beschreibung des Vegetarismus nicht außer Acht lassen: er bestimmt keineswegs nur unsere Essgewohnheit! Vielmehr steht der Vegetarismus bzw. die vegetarische Kost für eine bestimmte Weltanschauung und weiter für eine alternative Lebensweise. Streben wir also eine Ernährungsumstellung in seine Richtung an, dürfen wir unseren bisherigen Lebensstil, auch unsere Gewohnheiten, gerne nachhaltig hinterfragen. Denn Vegetarier ist man nun einmal nicht nur so nebenbei! Vegetarismus will gelebt, verstanden, richtig interpretiert und schließlich auch gut durchdacht angewandt werden. Ob es eine Glaubenssache ist? Auch. Aber schauen Sie selbst.


Vegetarismus — Begreifen, erfahren und unterscheiden

Sprechen wir seit Ende des 19. Jahrhunderts und auch heutzutage landläufig von „Vegetarismus“ oder von dem „Vegetarier“, so entsprechen diese Abkürzungen den einst üblichen Bezeichnungen „Vegetarianismus“ und „Vegetarianer“. Diese wiederum entsprangen der englischen Übersetzung der englischen Worte „vegetarianism und „vegetarian“. Bei näherer Betrachtungen entlarven wir den englischen Begriff „vegetarian“ als mondäne Wortschöpfung: „vegetable“ („Gemüse“, „pflanzlich“) und „-arian“ („einer Überzeugung sein“). Rollen wir das Gebilde am lateinischen Faden auf, so entdecken wir hinter der lateinischen Vokabel „vegetare“ die deutschen Pendants „beleben“, „leben“ (pflanzlich gesehen) oder auch „sich belebt fühlen“. Im engen Zusammenhang mit „vegere“ dürfen zudem die Übersetzungen „“belebt“, auch „rüstig“ geltend gemacht werden.


Vier Arten vegetarischer Kost

Vegetarische Kost ist in der Lage, Fleischprodukte nachzuahmen. Geschmacklich gesehen können die vegetarischen, fleischlosen Speisen der fleischhaltigen Nahrung aber durchaus das Wasser reichen. Die Basis der vegetarischen Nahrung bilden pflanzliche Lebensmittel. Hierzu zählen gerne auch Pilze oder Erzeugnisse aus Bakterienkulturen. Insgesamt existieren vier Arten von vegetarischer Ernährung. Ernährungsspezialisten unterscheiden in:

  1. Ovo-lacto-vegetarische Kost. Zu der üblichen pflanzlichen Kost dürfen zusätzlich Eiprodukte, Vogel-Eier, Milch sowie Milchprodukte von Säugetieren konsumiert bzw. verzehrt werden.
  2. Lacto-vegetarische Ernährung. Im Gegensatz zu der oben erwähnten ovo-lacto-vegetarischen Version gehören hier nur Milch und Milchprodukte von Säugetieren zu den Zusatz-Optionen.
  3. Ovo-vegetarische Ausführung. Das Plus an mehr darf in diesem speziellen Fall ausschließlich aus dem Konsum von Vogeleiern und Ei-Produkten bestehen.
  4. Streng vegetarische Küche bzw. vegane Kost. Gestrichen und somit gemieden werden alle Nahrungsmittel und Produkte tierischen Ursprungs. Einzige Ausnahme: die menschliche Muttermilch.

Vegetarier oder Frutarier? Welche Art Vegetarier steckt wirklich in uns?

Gerade wenn wir denken, den Vegetarismus und seine Besonderheiten einigermaßen verdaut zu haben, stolpern wir über bestimmte Feinheiten und Unterschiede im „Vegetarier-Dasein“. Denn Vegetarier ist nicht gleich Vegetarier. Bleiben wir auf Dauer unseren vegetarischen Prinzipien treu oder lassen wir an mancher Stelle „einige Fünfe gerade sein“? Vielleicht weil wir ein Stück unserer liebgewonnenen, alten Gewohnheiten aus nostalgischen Gründen unbedingt beibehalten wollen. Wer sich für den Vegetarismus als Ernährungsform entschieden hat, wird anfangs wohlmöglich feststellen müssen, dass manche vegetarisch geglaubten Produkte in Wirklichkeit tierisches Lab bzw. Gelatine aufweisen (Beispiel: klare Säfte und diverse Käsesorten). Dieses Problem macht auch vor den leckeren Backwaren nicht halt. So finden sich Schmalz oder Schlachtnebenerzeugnisse in den netten Leckereien und machen diese für einen echten bzw. strengen Vegetarier schier ungenießbar.

Studien legen offen, dass nur recht wenige Vegetarier diese harten Fakten in ihrem Kauf- und Ernährungsverhalten tatsächlich berücksichtigen. Einige manchmal höchst kompliziert künstlich konstruierte Begründungen führen schließlich zu verschiedenen Vegetarier-Gruppen mit unterschiedlichen Ansichten:

Frutarier. Komplett pflanzliche Ernährung ja, Pflanzenbeschädigung nein! Verspeist werden dürfen zum Beispiel Obst sowie Nüsse. Karotten hingegen gilt es zu meiden, da für das Verzehren dieser Kost die Pflanze vernichtet wird.

Veganer. Der Verzicht auf alle tierischen Lebensmittel sowie tierischen Erzeugnisse aus nahezu allen Lebensbereichen ist nicht nur Ehrensache, sondern Pflicht. Dies reicht im Extremfall bis zur eindeutigen Ablehnung von Haustierhaltung.

Pescetarier. Wer gerne Fisch und Meeresfrüchte verspeist, sonst aber auf Fleisch verzichtet, findet sich bei den Pescetariern wieder. Diese eigenwillige Neigung wird von den meisten Vegetarierverbänden jedoch nicht anerkannt.

Eine Untervariante mit Charme, die aber wegen des recht hohen Kaloriengehalts und ihrer bizarren Nährstoffzusammensetzung gesundheitlich als eher bedenklich einzustufen ist: „Der Pudding-Vegetarier“. Fleisch- und Fisch-Verzicht prägen diese Art des Vegetarismus. Auf der anderen Seite werden große Mengen an Fertigprodukten und Süßigkeiten verzehrt. Der Begriff „Pudding-Vegetarier“ bezieht sich übrigens  auf die britische Pudding-Variante, welche der schwedische Naturphilosoph Are Waerland in den 1920er Jahren in Großbritannien kennenlernen durfte.


Flexitarismus und Vegetarismus — Flexibel muss man sein

Haben Sie sie schon mal etwas von einem „Teilzeit-Vegetarier“, auch „Wochenend-Vegetarier“ gehört? Ein bisschen Vegetarier, aber dann auch wieder nicht. Dieses Modell ist für viele Außenstehenden schwierig zu interpretieren. So folgt es flexiblen Regeln, welche für wahr eine gewisse Ernsthaftigkeit vermissen lassen.


Fazit

Menschen leben Vegetarismus und ernähren sich vegetarisch aus oft sehr unterschiedlichen Gründen. Gewichtige Motive sind zumeist tierrechtliche Überlegungen, allgemeine Abneigung gegen Fleisch und fleischhaltige Produkte. Andere Motive sind Lebensmittelallergien sowie religiöse Beweggründe, ethische Aspekte und besondere Einstellungen  (viele Vegetarier halten die rein vegetarische Ernährung für wesentlich gesünder als die nichtvegetarische, fleischhaltige Kost). Einsteiger sollten sich vor Beginn der Ernährungsumstellung auf vegetarische Kost am besten mit der kompletten Materie auseinandersetzen. Denn Vegetarismus ist kein Maßanzug in den man einfach reinschlüpft und der dann exakt passt. Eine gewisse Eingewöhnungszeit, vielleicht auch eine nachhaltige Beratung durch einen erfahren Ernährungsexperten können helfen, den richtigen Weg zu finden. Ist dies geschehen, können Sie die Frage: „Welcher Vegetarier-Typ sind Sie?“ überzeugend beantworten und das „Warum“ bestimmt ganz leicht erklären.

 

1 KOMMENTAR

  1. Essgewohnheiten werden meist in der Kindheit angelegt und erst, wenn überhaupt, im Erwachsenenalter hinterfragt. Im Zuge der Massentierhaltung sowie einer skrupellosen Schlachtungsmaschinerie ist es meiner Ansicht mehr als wünschens- und erstrebenswert, weitgehend auf Fleisch zu verzichten. Ob man die Lebensanschauung ändert und zum Vegetarier wird, bleibt eine individuelle Entscheidung. Entschließt man sich jedoch für eine fleischlose Ernährung, wird dies langfristig neben allen anderen Aspekten wie Umwelt und Tierschutz auch der eigenen Gesundheit zu gute kommen.

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