Frei von Milchprodukten — Herausforderung und Lebensart

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Milch und Milchprodukte standen lange Zeit für gesunde Ernährung. Eine vitalisierende, auch aufbauende, sogar kräftigende Wirkung wurde speziell diesen „natürlichen“ Erzeugnissen nachgesagt. Doch mit der Zeit geriet die gute Milch immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik. Starke Knochen, gesunde Zähne und gute Widerstandskräfte. Sollte dies alles nur ein Ammenmärchen gewesen sein? Nicht unbedingt. Aber, tatsächlich wird uns der gesunde Milchgenuss heutzutage von modernen Fütterungsplänen und Gewinnungsverfahren der Milchindustrie verleidet. Übertriebene Antibiotika-Gaben und Pasteurisieren machen aus der Milch ein zwar sicheres aber dennoch industrielles Kunstprodukt.


Milchunverträglichkeiten treten immer häufiger auf

Sprechen wir von Laktoseintoleranz oder gar von einer Milcheiweißallergie, so fällt auf, dass Milch-Unverträglichkeiten in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben. Ob dies an einem gesteigerten Bewusstsein für mögliche Unverträglichkeiten, der industriellen Milchwirtschaft oder sonstigen Gründen liegt, ist nicht leicht zu sagen. Fest steht: wer sich für eine (überwiegend) laktosefreie oder milcheiweißfreie Ernährung entscheidet, tut dies nicht ohne Grund. Ob aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen – mit einer Ernährung frei von Milchprodukten fühlen sich viele einfach besser.


Frei von Milchprodukten — Die Schreckgespenster Laktose und Milcheiweiß

Präventiv Verzicht üben oder aufgrund einer bestehenden Erkrankung einen Milch-Gang zurückschalten und sich mit einer Ernährung frei von Milchprodukten einfach gesünder, sogar insgesamt besser fühlen. Wem sei es vergönnt? Aber schauen wir uns den Milchzucker bzw. die Laktose, aber auch das berüchtigte Milcheiweiß doch mal etwas genauer an.

Als Laktose (auch Lactose bzw. Milchzucker) bezeichnen wir den in der Milch vorkommenden Zucker. Zu der Gruppe der Disaccharide zählend, setzt dieser sich aus den beiden Molekülen D-Glucose und D-Galactose zusammen, welche wiederum über die ß-1,4-glycosidische Bindung miteinander kommunizieren.

Der erste offizielle Auftritt der Laktose darf auf das Jahr 1615 datiert werden. So war es kein Geringerer als Fabrizio Bartoletti, welcher die uns bekannte Laktose aus der Milch isolierte. Und genau in Milch oder Milchprodukten kommt die Laktose in reiner bzw. natürlicher Form vor. Hier stellt sie nahezu den gesamten Anteil an Kohlenhydraten dar. Der Laktoseanteil in Milch oder Milchprodukten wie zum Beispiel Käse ist einer gewissen Schwankung ausgesetzt und orientiert sich stark am jeweiligen Herstellungsprozess — gut darstellbar zum Beispiel anhand der Käseherstellung. Während des Vorgangs wird zusammen mit der Molke auch ein Teil der Laktose abgelöst. Ein Akt, welcher sich schließlich während der Reifeperiode noch vertieft. Daraus resultiert folgendes Ergebnis: Frischkäsearten verzeichnen einen Laktoseanteil von etwas über 2%. Der länger gereifte Hartkäse kommt hingegen mit mageren 0,1 % Laktose aus.

Bitte beachten:

Auch, wenn es nicht das Gleiche ist: eine Milchzuckerintoleranz und Milcheiweißallergie können sich sich vom Beschwerdebild her ähneln. Beide verursachen leichte bis starke Verdauungsprobleme mit Blähbauch, Verstopfung oder Durchfällen. Als extra-intestinale (außerhalb des Verdauungstrakt gelegene) Symptome können zum Beispiel Kopfschmerzen, Migräne, Hautprobleme oder Gelenkschmerzen hinzukommen.


Laktosefrei glücklich — Das Leben beginnt mit Laktose

Die Kuhmilch wie wir sie kennen besteht aus Vitaminen, Kohlehydraten, Spurenelementen und aus Eiweiß. Die Qualität und die Menge der einzelnen Bestandteile hängen von der Fütterung sowie von dem Gesundheitszustand des milchspendenden Tieres ab.

In dem tierischen Milchprodukt enthalten sind bis zu 47 g/l der farblosen, kristallinen, zudem süßen Substanz Laktose. Gewonnen wird der Milchzucker vorzugsweise aus Süß- oder Sauermolke. Dies geschieht durch Erhitzen, Ultrafiltration sowie Ionenaustausch der bevorzugten Molkeart. Befreit von Mineralstoffen, Proteinen und Lipiden, in ein Vakuum gedrängt, beginnt die Laktose zu kristallisieren. Das Werk ist vollbracht. Die Laktose „lebt“.

Zu Beginn unseres Daseins, gleich nach unserer Geburt, strömt uns Laktose durch die Muttermilch entgegen. Für die Ernährung (Anfangsnahrung) von Säugetieren aller Art scheint die Laktose unentbehrlich zu sein. Zur Verwertung der Laktose braucht es bei der Verdauung einen Spaltungsprozess — Vorhang auf für das körpereigene Enzym Lactase. Es hilft unserem Verdauungssystem, Laktose in die Einfachzucker D-Galactose und D-Glucose zu spalten. Fehlt dieses entscheidende Enzym, reagieren wir auf Milch- und Milchprodukte mit typischen Beschwerden der Laktoseintoleranz, wie zum Beispiel Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen. Solch ein Mangel oder auch Aktivitätsverlust des Enzyms Lactase kann bereits nach der Babyzeit auftreten (zunehmende Abnahme der Produktion im Alter), nämlich dann, wenn die Enzymaktivität abrupt nachlässt. Liegt die vorhandene Laktaseaktivität bei akzeptablen 50 Prozent, ist eine primäre Laktoseintoleranz nicht zu befürchten.

Welche Bedeutung hat die Laktose sonst noch für unseren Körper? Milchzucker hilft unserem Organismus bei der Aufnahme des Mineralstoffs Kalzium und dient bekannterweise der Energiegewinnung.


Kasein – ein Milcheiweiß das den Einen stärkt, den Anderen schwächt

Kasein (auch Casein, bzw. Milcheiweiß) hingegen wird von unserem Körper zum Aufbau von Körperzellen (zum Beispiel dem Muskelaufbau) verwendet. Veganer, welche komplett auf tierische Produkte wie etwa Käse, Butter und Milch verzichten, versuchen Ihren lebensnotwendigen Protein-Bedarf bestmöglich über pflanzliche Kost zu decken.

Etwa 80 Prozent Kaseine plus etwa 20 Prozent „Molkeeiweiß“ ergibt Milcheiweiß. Das Produkt Kuhmilch präsentiert sich mit knapp 3,3 Prozent Milcheiweiß (2,7 Prozent Kaseine und etwa 0,6 Prozent Molkeeiweiß).

Kasein und Molkeproteine (z.B. beta-Lactoglobulin) können als wertvolle Aufbaustoffe oder gar Energielieferanten dienen. Sportler nehmen durch Proteinshakes oft enorme Mengen zu sich. Mit dem passenden Training kann man sich so Muskelberge wachsen lassen und ordentlich Kraft gewinnen.

Reagiert allerdings unser Immunsystem auf Kasein oder Molkeprotein – und das kommt häufiger vor als gedacht – so kann das Protein unseren Körper schwächen. Zwar wird es immer noch nach seiner Verdauung (Zerlegen in seine Aminosäurenbestandteile) unsere Muskeln aufbauen können, jedoch rauben uns die Abwehrreaktionen unseres Immunsystems die Kraft. Hat der Körper einmal Antikörper (meist der Typen IgE oder IgG) oder antigen-spezifische T-Lymphozyten gegen das Milcheiweiß gebildet, löst jede weitere Zufuhr eine Immunreaktion aus. Das kann wie bei einem Infekt zu einer Schwächung des Allgemeinzustandes führen. Häufig treten zudem Verdauungsbeschwerden und andere der bereits weiter oben genannten Symptome auf. Bei Menschen die an Autoimmunkrankheiten leiden, können sich die Symptome dieser Krankheit verstärken.


Neuprogrammierung: Die Kunst einer milchproduktfreien Lebensweise

Sehen wir uns plötzlich mit einer Laktoseintoleranz und/oder einer Milcheiweiß-Unverträglichkeit konfrontiert oder wollen wir fortan vegan leben, so müssen wir uns nach alternativen Eiweißquellen in pflanzlicher Form umschauen. Unser Körper wird eine gewisse Zeit brauchen, bis er den neuen „Ernährungs-Code“ annimmt. Mittels mentaler Bereitschaft und den ersten positiven Effekten fällt es leichter, die laktose- oder milcheiweißfreie Ernährung in den Alltag zu integrieren. Schließlich kann sie zu einer wertvollen und positiven Erfahrung für Körper und Geist werden.

Beginnen Sie Ihre Diät oder die Ernährungsumstellung mit Lebensmitteln, welche keinen oder nur geringe Mengen an Milchzucker beziehungsweise Milcheiweiß enthalten. Ersetzen Sie Milch und Milchprodukte durch ihre laktosefreien und milcheiweißarmen Pendants, wie zum Beispiel durch Mandel-, Reismilch oder auch Sojaprodukte. Bitte achten Sie darauf, Produkte frei von Gentechnik zu kaufen. Im Zweifelsfall ist die beste Adresse hierfür der Bioladen. Menschen mit Schilddrüsenproblemen sollten mit unfermentierten Sojaprodukten vorsichtig sein, da diese goitrogene Wirkungen (können Schilddrüsenvergrößerung, “Kropf” verursachen) besitzen können. Eine Testung der Schilddrüsenwerte inklusive Antikörper, sowie der ausreichenden Jodversorgung, bei Ihrem Arzt oder Heilpraktiker wäre vor dem Umstieg auf Soja anzuraten.

Weitere geeignete Produkte sind: Brotsorten, auch Backwaren, welche ohne Milch und Milchpulver gebacken wurden, Reis, Buchweizen, Johannisbrotmehl, Speisestärke, Linsen, Erbsen, Nüsse, Obst (allgemein), Süßwaren ohne Milch oder Milchzubereitungen, vegetarische Genüsse, Gewürze und Kräuter.

Mit der Zeit finden Sie heraus, welches Lebensmittel Ihren persönlichen Geschmack trifft und welche Kost sich gut miteinander kombinieren lässt. Apropos kombinieren: Gluten- und Milchunverträglichkeit treten nicht selten um Duett auf. Darum kann eine Mischung aus glutenfreier und laktosefreier bzw. milcheiweißarmer Ernährung gerade jenen Betroffenen Erleichterung verschaffen, welche trotz Verzicht auf Milchprodukte mit sich nur wenig „im Fluss sind“.


Zum guten Schluss

Leben ohne Milchprodukte fordert Einiges an Willensstärke und innerer Überzeugung. Im Gegenzug kann diese Form der Ernährungsumstellung richtungsweisend für eine gesündere, zudem achtsamere Lebensweise sein. Frei nach dem Motto: „Weg mit unnötigem Ballast und hin zur Leichtigkeit des Seins“. Fühlen Sie sich wohl in Ihrer Haut — nichts anderes zählt!

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