Chronische Pyelonephritis

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Pyelonephritis, nierenbeckenentzündung
Definition

Bei der Pyelonephritis handelt es sich um eine Entzündung der Nieren, genauer gesagt des Nierenbeckens (Pyelon). Dabei ist in der Regel von einer Beteiligung des Nierenparenchyms (organspezifisches Gewebe der Niere) auszugehen. Häufigste Ursache einer Pyelonephritis ist eine bakterielle Infektion. Meist ist nur eine der beiden Nieren von der Entzündung betroffen. In sehr seltenen Fällen kommt zur Beteiligung beider Nieren und damit zur beidseitigen Pyelonephritis.

Bei der chronischen Form der Pyelonephritis handelt es sich um eine schubförmig oder schleichend verlaufende Form der Nierenbeckenentzündung. In schweren Fällen besteht die Gefahr der chronischen Niereninsuffizienz, die den betroffenen Patienten dialysepflichtig machen kann.


Pathogenese

Die bakterielle Infektion erfolgt meist aszendierend (aufsteigend). Das heißt, die Bakterien gelangen von den unteren, ableitenden Harnwegen hinauf in die Nieren. Damit unterscheidet sich die Pathogenese der chronischen Pyelonephritis kaum von der akuten. Gründe für den aufsteigenden Infekt können unter anderem Abflussstörungen oder (altersbedingt gehäufte) Harnwegsinfekte durch ein geschwächtes Immunsystem sein.

Die Diagnose der chronischen Pyelonephritis erfolgt zunächst aufgrund einer fundierten Anamnese durch den behandelnden Arzt oder Heilpraktiker. Dabei liegt das Augenmerk unter anderem auf vorangegangenen Harnwegsinfekten.

In der körperlichen Untersuchung fallen Druckschmerzen im Bereich des Schambeins (suprapubisch) und Klopfschmerzen im Bereich des Nierenlagers auf.

Bei einer fortgeschrittenen chronischen Pyelonephritis mit beginnender Nierenfunktionsstörung treten Blutdruckveränderungen auf. Typisch ist die Entwicklung einer Hypertonie (erhöhter Blutdruck).

In der labormedizinischen Diagnostik können eine Erhöhung der BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit), des CRP (C-reaktives Protein) sowie eine Leukozytose auf eine Entzündung hindeuten. In der Harnuntersuchung können Bakterien und manchmal auch Eiterbeimischungen (Pyurie) gefunden werden.

Liegt der Verdacht einer Pyelonephritis vor, kann zudem eine Nierensonografie zur Diagnosesicherung herangezogen werden. Hierbei können gegebenenfalls ein Harnstau im Nierenbecken und ein Schwund des Nierenparenchyms beobachtet werden.


Differenzialdiagnose

Differentialdiagnostisch kommen aufgrund der teilweise unspezifischen Symptomatik verschiedene abdominelle und urogenitale Krankheitsbilder in Frage. Dazu gehört die chronische, interstitielle Zystitis (Blasenentzündung). Auch eine Urolithiasis (Harnsteine), Adnexitis (Eileiterentzündung) oder Prostatitis (Entzündung der Prostata) kommen in Frage. Letztlich können verschiedene Darmerkrankungen und sogar Erkrankungen der Wirbelsäule eine vergleichbare Schmerzsymptomatik auslösen.

Die Ursache einer chronischen Pyelonephritis ist wie bei einer akuten Pyelonephritis meist ein aufsteigender Harnwegsinfekt. Dieser liegt oft eine chronische Abflussstörung des Urins zugrunde. Harnsteine, eine vergrößerte Prostata beim Mann, gut- oder bösartige Neubildungen der ableitenden Harnwege sowie Unregelmäßigkeiten im Aufbau dieser, können Abflusshindernisse darstellen.

Zu einer chronischen Pyelonephritis kommt es oft dann, wenn ein vorangegangener Harnwegsinfekt nicht richtig abheilen konnte. Auch die Niere selbst kann an der Entstehung der Pyelonephritis beteiligt sein. Hier ist vor allem eine Wanderniere (Ren mobilis) als Ursache zu nennen.

Schließlich können Stoffwechselstörungen, aber auch der Missbrauch von Schmerzmitteln zu einer akuten beziehungsweise in weiterer Folge chronischen Pyelonephritis führen.

Die chronische Pyelonephritis verläuft oft symptomarm und uncharakteristisch. Dabei können folgende Symptome in einer schleichenden beziehungsweise schubweisen Form auftreten:

    • Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Abgeschlagenheit
    • Übelkeit und Erbrechen
    • Gewichtsverlust
    • subfebrile Temperaturen (leicht erhöhte Temperatur)

    Diese unspezifischen Symptome treten auch bei anderen chronischen Infekten und Entzündungen auf und müssen daher entsprechend differenzialdiagnostisch abgeklärt werden. Ebenso kann es jedoch zu Symptomen kommen, die spezifischere Rückschlüsse auf eine Pyelonephritis zulassen. Wie zum Beispiel:

    • Dysurie (erschwertes, beziehungsweise schmerzhaftes urinieren)
    • Pollakisurie (erhöhte Frequenz der Blasenentleerung, in kleinen Mengen)
    • Imperativer Harndrang (Harndrang, der nicht unterdrückt werden kann)
    • Krampfartige Schmerzen im suprapubischen Bereich

     

Die Therapie der chronischen Pyelonephritis ist abhängig von der zugrundeliegenden Ursache. Bei einem bakteriellen Harnwegsinfekt werden Antibiotika eingesetzt. Eine Pilzinfektion wird mit Antimykotika behandelt.

Um bei der chronischen Pyelonephritis eine Linderung der Symptome herbeizuführen und eine Ausheilung des Infektes zu begünstigen, ist die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit essenziell. Es sollten mindestens zwei Liter am Tag getrunken werden. So werden die Harnwege gespült und die Keimzahl wird auf ein Minimum reduziert.

Chirurgisch ist eine Intervention dann notwendig, wenn eine anatomische Harnabflussstörung vorliegt. Dabei ist die Methode der Wahl die perkutane Nephrostomie, wodurch eine äußere Ableitung des angestauten Harns erreicht wird.

Alternative Therapie

Alternativmedizinisch gelten für die bakteriell bedingten Pyelonphritiden dieselben prophylaktischen Maßnahmen wie für die unkomplizierten Harnwegsinfektionen bzw. Blasenentzündungen. Da im Gegensatz zu einer Blasenentzündung der Allgemeinzustand bei einer Pyelonephritis in der Regel schlechter ist und es eine systemische Abwehrreaktion (Fieber, Abgeschlagenheit) gibt, sollte diese unbedingt in Ruhe auskuriert werden.

Aus Sicht der chinesischen Medizin stehen die Nieren für die vererbte Lebensenergie, die sich im Laufe des Lebens „aufbraucht“. Daher gilt es mit der kostbaren Nierenenergie besonders sorgsam zu haushalten. Dauerhafter Stress und Überforderung schwächen die Nieren(energie) und damit die Lebenskraft. Wärme und ausreichende Ruhephasen sind unabdinglich für die Bewahrung der Energie und für gesunde Nieren.