Arthritis (Gelenkentzündung)

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Arthritis, Gelenkentzündung

Unter Arthritis versteht man eine entzündliche Erkrankung der Gelenke. Dabei werden die verschiedenen Formen der Arthritis nach ihrer Ursache oder Pathogenese eingeteilt:

  • infektiöse Arthritis
  • Arthritis als Begleiterscheinung rheumatoider Krankheitsbilder
  • Kristallarthropathien
  • reaktive Arthritis
  • sonstige mit Arthritis einhergehende Erkrankungen

Weiters kann auch eine Einteilung nach dem Verlauf getroffen werden, wobei man hier zwischen einer akuten und einer chronischen Arthritis unterscheidet.

Durch die vielfältigen Ursachen, die für das Auftreten einer Arthritis verantwortlich sein können, ist der pathogene Prozess äußerst unterschiedlich. Grundlegend kommt es zu einer Entzündung der Gelenke, wobei in den meisten Fällen die Gelenkinnenhaut (Synovialis) betroffen ist.

Die Ursachen für das Auftreten einer Arthritis können vielfältig sein. Entsprechend der zuvor festgelegten Einteilung sind nicht selten infektiöse Prozesse für das Auslösen einer Arthritis verantwortlich. So können Erreger wie Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten Entzündungen im Gelenk auslösen. Ebenso sind metabolische Erkrankungen (Stoffwechselstörungen) als Auslöser für arthritische Erkrankungen bekannt. Hier finden sich die Gicht sowie die Pseudogicht unter den bekanntesten Vertretern.

Möglich ist auch das Auftreten einer reaktiven Arthritis. Dabei kommt es zu einer akuten Entzündung der Gelenke, die durch das Auftreten einer Infektion des Gastrointestinaltraktes, des Harntraktes oder der Atemwege entsteht.

Zu entsprechenden Sonderformen zählen arthritische Erkrankungsbilder die in Verbindung mit Erkrankungen des Blutes auftreten. Hierzu zählen die Hämophilie-Arthropathie, die Hämochromatose-Arthropathie sowie die aktivierte Arthrose. Auch metastasierende Tumoren können für den Ausbruch einer Arthritis verantwortlich sein.

Schließlich sind Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zu nennen, die in der Regel zu einer chronischen Arthritis führen. Hierzu gehören unter anderem Morbus Bechterew, rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis sowie Kollagenosen (z.B. Lupus erythematodes).

Nicht zuletzt kann eine Arthritis (post)traumatisch nach einer Gelenksverletzung entstehen.

Um welche Art von Arthritis es sich handelt, erschließt sich zum einen durch die Anamnese und das klinische Bild (Symptome und Beschwerden). Differentialdiagnostisch bieten verschiedene Blutwerte wichtige diagnostische Hinweise (Z.B. Antikörper, Erregerkulturen, Rheumafaktoren, Entzündungsparameter, Tumormarker, etc.).


Anamnese (Krankengeschichte)

Zur Diagnosefindung ist eine umfassende Anamnese des Krankheitsverlaufs von großer Bedeutung. Darauf aufbauend kann der Behandler eine mögliche weiterführende und spezifischere Diagnostik in die Wege leiten.

In der Anamnese werden Faktoren wie vorangegangene Infekte, Traumata/ Verletzungen, Störungen des Immunsystems, Gelenkschmerzen und beginnende Steifigkeit des betroffenen Gelenks abgefragt.


Labormedizinische und bildgebende Untersuchung

Um die Ursache für die Entstehung der Arthritis herauszufinden, sind nicht nur die vorliegenden Symptome wichtig, sondern auch labormedizinische und bildgebende Untersuchungen. Beispielsweise sind Gelenksergüsse, die mit einer Arthritis einhergehen können, mittels sonografischer Untersuchung (Ultraschalluntersuchung) sowohl erkenn- als auch klassifizierbar. Auch radiologische Untersuchungen  (Röntgenaufnahmen) können auf arthritische Veränderungen hindeuten.

Wie bei vielen anderen entzündlichen Erkrankungen können sich auffällige Blutwerte finden. Bei akuten Entzündungen sind häufig die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) erhöht und das C-reaktive Protein (CRP) erhöht. Möglich ist auch der Nachweis einer leichten Leukozytose und Thrombozytose im Blutbild.

Bei rheumatischen Erkrankungen können je nach Art der Erkrankungen spezifische Marker erhöht sein. Bei Morbus Bechterew finden sich bestimmte Histokompatibilitätsantigene (HLA-B27). Bei rheumatoider Arthritis sind die Rheumafaktoren (RF) und Antikörper gegen citrullinierte Proteine (CCP-AK) auffallend, während bei Kollagenosen vermehrt antinukleäre Antikörper (ANA) zu finden sind.

MRT, Szintigrafie und Arthroskopie

Um die bereits entstandenen Schäden frühzeitig abschätzen zu können, ist eine MRT-Untersuchung das Mittel der Wahl. So können beginnende oder bereits fortgeschrittene Knorpelerosionen erkannt werden.

Bei entzündlichen Erkrankungen des Gelenkssystems steht ebenfalls eine nuklearmedizinische Untersuchung zur Verfügung. So können mittels der Zwischenphasenskelettszintigraphie Frühphasen entzündlicher Prozesse eruiert und behandelt werden.

Ebenso besteht in besonders schweren Fällen die Möglichkeit einer Synovialbiopsie beziehungsweise einer damit verbundenen invasiven Bildgebung mittels der Arthroskopie.


Differenzialdiagnose

Entsprechend der Symptome und der Bildgebungsbefunde kommen auch andere Krankheiten differenzialdiagnostisch in Frage. So sollten beispielsweise Vaskulitiden (entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße) und ein rheumatisches Fieber (meist im Zusammenhang mit einer durch Streptokokken bedingten Mandelentzündung) ausgeschlossen werden.

Die Symptome sind die typischen einer entzündlichen Reaktion. Bei einer Arthritis sind das:

  • Rötung, Schwellung, Schmerzen, Überwärmung der betroffenen Gelenke.
  • Bei rheumatischen Gelenkentzündungen ev. nur Schmerzen (je nach Art und Intensität der Erkrankung).
  • Bewegungseinschränkung
  • Eventuell Gelenkerguss (Flüssigkeitsansammlung im Gelenk)
  • Bei bakteriell bedingten Gelenkentzündungen kann es zur eitrigen Arthritis kommen, mit Eiteransammlung in der Gelenkhöhle. Diese kann innerhalb kurzer Zeit zur Zerstörung des Gelenkknorpels führen, was schwere Arthrosen mit Gelenkversteifung nach sich ziehen kann. Um dies zu vermeiden, werden Antibiotika eingesetzt und operative Gelenkspülungen durchgeführt.

Ebenso möglich ist das Auftreten von Nachtschweiß und Abgeschlagenheit in Verbindung mit subfebrilen „erhöhten“ Körpertemperaturen. Eine Morgensteifigkeit von mehr als 60 Minuten wird ebenfalls als pathologisch angesehen.

Möglich ist durch die Schwellung auch eine Mitbeteiligung des Sehnenapparates, welche sich in einer Tendovaginitis oder in Form eines Karpaltunnelsyndroms bemerkbar machen kann.

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung ist auch eine zunehmende örtliche Symptomatik feststellbar. So sind beginnende Funktionseinschränkungen, sowie zunehmende Fehlstellungen der Gelenke möglich.

Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Bei bakteriellen Infektionen kommen Antibiotika zum Einsatz. Rheumatische Gelenkentzündungen werden schulmedizinisch mit Glukokortikoiden (Kortison/ Prednisolon), verschiedenen nichtsteroidalen Antirheumatika (u.a. Ibuprofen) und Quensyl behandelt. Das Ziel ist eine Entzündungshemmung bzw. Unterdrückung der (autoimmunen) Immunreaktion.


Entzündungsbekämpfung

Das Therapieziel ist das Erreichen einer kompletten Rückbildung der Erkrankung. Hierzu wird nach der entsprechenden Ursache gesucht und dementsprechend eine Therapieoption ausgewählt. So ist eine medikamentöse Therapie zur Entzündungsbekämpfung indiziert. Hier wird meist auf nichtsteroidalen Antirheumatika zurückgegriffen. Sollte eine hochaktive rheumatoide Arthritis vorliegen, ist ebenso eine Therapie mittels Glukokortikoiden möglich. Wichtig ist auch der frühe Einsatz einer Basistherapie mittels sogenannten DMARD’s (desease modifying antirheumatic drugs) hierzu zählen unter anderem Immunsuppresiva aber auch Alkylanzien.


Radiosynoviorthese (RSO)

Ebenfalls ist eine nuklearmedizinische Therapiemethode möglich, die sich Radiosynoviorthese (RSO) nennt. Dabei werden Beta-Strahler, also Substanzen die Beta-Strahlung aussenden, in den Zwischengelenksraum injiziert. Dabei erfolgt durch die Wirkung der Strahlung eine Umwandlung der entzündeten Gelenkshaut in bindegewebige Strukturen. Zwischen 40 und 100 Prozent der Patienten gaben nach einer RSO-Behandlung Schmerzfreiheit an.


Operative Synovektomie

Eine weitere operative Möglichkeit zur Therapie akuter und nicht therapierbarer arthritischer Erkrankungen ist die operative Synovektomie bei welcher mittels Arthroskop in Knopflochtechnik die Gelenkshaut entfernt wird. In den schlimmsten Fällen ist ein Gelenksersatz in Form einer Prothese indiziert, welcher mit anschließenden Rehabilitationsmaßnahmen einhergeht. Ebenfalls wichtig ist eine Physiotherapie und Kühlung um Schwellungen und Schmerzen zu vermeiden.

Alternative Therapie

Die Behandlung einer akut-infektiösen Gelenkentzündung wird in den meisten Fällen der Schulmedizin überlassen. Sind dabei Antibiotika zum Einsatz gekommen, sollte zur Nachsorge ein gutes Probiotikum gegeben werden, um die Darmflora wieder aufzubauen.

Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis hat eine lange naturheilkundliche Tradition. Zwar ist es durchaus sinnvoll während Entzündungsschüben zum Schutz der Gelenke vorübergehend Kortison oder andere Entzündungshemmer zu nehmen. Eine Dauertherapie kann jedoch zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine natürliche Regulation des Immunsystems ist also wünschenswert. Hierzu gehören eine entzündungshemmende Ernährung (reich an Omega-3-Fettsäuren, wenig arachidonsäurehaltiges Schweinefleisch, Low-carb-Diät, reichlich Ballaststoffe und Vitalstoffe, Weglassen unverträglicher Nahrungsmittel gemäß IgG- und IgE-Testung), eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen (v.a. Vitamin D, Zink, Selen, Mangan, Vitamin B12, Vitamin C, schwefelhaltige Aminosäuren).